Was ist eigentlich aus der Netz-Aktion geworden, die vor ein paar Wochen jede Menge Aufregung ausgelöst hat? Betroffene sollten kurz und knapp ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichten, und das haben sie massenweise getan. Auf 250 000 Einträge schätzt , der Initiator dieser Aktion, die Rückmeldungen. Ich habe ihn in der letzten Woche kennen gelernt und er hat dabei auch die Schwerpunkte der Berichte klar benannt: Benachteiligungen in den Schulen (vorwiegend innerhalb der Schülerschaft), Schwierigkeiten bei der Jobsuche (wissenschaftlich seit langem nachgewiesen), schlechtere Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Hinter diesem Verhalten gegenüber Menschen, die etwas anders aussehen als der durchschnittliche Deutsche, muss gar nicht unbedingt ein böser Wille stecken, etwa wenn ein in Deutschland geborener Erwachsener für seine guten Sprachkenntnisse gelobt und gefragt wird, wo er denn herkommt. Aber die Erfahrung bei den Betroffenen ist trotzdem offenbar immer wieder dieselbe: Dass die eigene Herkunft oder die der Familie mit Distanz und oft mit Benachteiligung verbunden ist. Insofern ist #metwo außerordentlich verdienstvoll, denn damit ist unserer Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten worden.

Dass die allermeisten Menschen in unserer Gesellschaft für sich selbst Rassismus strikt ablehnen, steht dazu in keinem Gegensatz. Auch nicht Verhaltensweisen von einzelnen Migranten, die ebenso wenig akzeptabel sind. Das kann dann aber nicht Diskriminierung und Ablehnung rechtfertigen. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Wenn ein großer Teil dieser Gruppe immer wieder die Erfahrung macht, auf die eine oder andere Weise ausgegrenzt zu werden, kann das nicht gut sein – nicht für die Betroffenen und nicht für die Gesellschaft.

Es geht auch anders. Am Montag verleihe ich mit Doris Schröder-Köpf, der Niedersächsischen Migrationsbeauftragten, den Niedersächsischen Integrationspreis. Ausgezeichnet werden Projekte, die besonders gut zeigen, wie ein Hineinwachsen in die deutsche Gesellschaft und ein gutes Miteinander gelingen können. Von solchen Aktivitäten gibt es zum Glück nicht nur in Niedersachsen sehr, sehr viele und dahinter stehen viele, viele tausend Menschen, die sich dafür engagieren. Darauf wird es am Ende ankommen: Nicht den Vorurteilen und den Abneigungen das Feld zu überlassen, sondern aktiv und mit Zivilcourage für gute Beispiele zu sorgen.

Ich wünsche Euch eine gute Woche!