Mit dem hannoverschen Rathaus verbinden mich viele Gefühle. Seit Mitte der 90-er Jahre hatte ich dort mehr als anderthalb Jahrzehnte lang tolle Berufsjahre – zehn davon als Stadtkämmerer und sechs als Oberbürgermeister, bevor ich dann Ministerpräsident wurde. Aber es sind nicht nur politische Erinnerungen: Bis zum Schluss konnte ich in diesem wunderschönen Bauwerk immer neue Details entdecken und mich darin vergucken.

Vor diesem Hintergrund verfolge ich natürlich mit besonderem Interesse, wie es im hannoverschen Rathaus weitergeht. Die letzten Monate waren enorm belastet durch einen Streit innerhalb der Stadtverwaltung, der für Außenstehende am Ende kaum noch nachvollziehbar war. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war dann die Ankündigung des Rücktritts von Oberbürgermeister Stefan Schostok, nachdem die Staatsanwaltschaft gegen ihn Anklage erhoben hatte. So leid mir diese Entscheidung für Stefan Schostok tut, sie war am Ende unausweichlich und richtig.

Dieser Rücktritt hat Neuwahlen für das OB-Amt in Hannover zur Folge und jetzt geht es darum, wer denn künftig im hannoverschen Rathaus die Geschicke der größten Stadt in Niedersachsen lenken soll. Und an dieser Stelle gab es am Ende von zwei aufregenden Wochen eine richtig gute Nachricht: Für die hannoversche SPD wird Marc Hansman antreten. Ich bin da natürlich befangen, aber auch die Resonanz auf diese Kandidatur war durchweg positiv. Das hat seine Gründe.

Marc Hansmann habe ich irgendwann vor mehr als zwanzig Jahren kennengelernt, als er ein blitzgescheiter und ziemlich kiebiger Juso war. Kurze Zeit später wurde er dann Ratsherr, sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion und war sehr geschickt darin, zum Leidwesen des damaligen Stadtkämmerers politische Mehrheiten im Rat für seine Projekte zu schmieden. Der Höhepunkt dieser Sturm- und Drangzeit war dann im Jahr 2000 eine Kandidatur gegen die Oberbürgermeister-Legende Herbert Schmalstieg, was zum damaligen Zeitpunkt kommunalpoliitsch etwa vergleichbar war mit der Forderung nach der Vergesellschaftung von Großunternehmen durch einen heutigen Juso-Vorsitzenden. Zur Mehrheit hat es natürlich nicht gereicht (noch ein Vergleich), aber für eine gehörige Duftmarke allemal.

Danach begannen Wanderjahre als Unternehmensberater und Mitarbeiter im Bundesfinanzministerium. Aus den Augen verloren hat er Hannover aber nicht und eine Doktorarbeit über die hannoversche Finanzgeschichte in den letzten einhundert Jahren geschrieben (und dabei übrigens die schöne Sage widerlegt, das Neue Rathaus von Hannover sei „bar bezahlt“ worden).

Als nach meiner Wahl zum Oberbürgermeister ein neuer Stadtkämmerer zu finden war, fiel die Auswahl nicht schwer. Zehn Jahre lang hat Marc Hansmann dann souverän die finanzielle Geschicke der Landeshauptstadt gelenkt und sich dabei allgemeine Anerkennung erworben. Das ist eine lange Zeit und der Wechsel in den Vorstand der hannoverschen Stadtwerke war gut zu verstehen, er ist übrigens mit einer breiten Mehrheit erfolgt.

Aber Marc Hansmann ist ein homo politicus. Dass er sich jetzt für das OB-Amt in Hannover bewirbt, ist folgerichtig und authentisch. Er hat für dieses Amt unzweifelhaft die nötige Kragenweite und vor allem die richtige Motivation – ein großes Engagement und viel Herzblut für Hannover. Seine Kandidatur hat viele überrascht und auch Eindruck hinterlassen. Es wird für die anderen politischen Parteien nicht leicht werden, Alternativen anzubieten. Ich habe mich über diese Kandidatur herzlich gefreut und hoffe, dass er viele Wählerinnen und Wähler überzeugen wird. Er ist eine richtig gute Perspektive für das hannoversche Rathaus!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.